Absurdes Theater
Das Libretto ist zum einen in der Tradition barocker allegorischer Darstellungen (wie etwa der commedia dell"arte) entstanden, zum anderen aber auch vor dem Hintergrund moderner Absurdität auf mehrere Weisen zu lesen. Es beschreibt postdramatisch einen hoffnungslosen und unlösbaren Status Quo - einen Zustand, der sich nie ändern wird, sondern der sich bestenfalls auf verschiedene Art und Weise ausdrücken und von mehreren Seiten betrachten läßt, und illustriert, aufgebaut im Schema des Intermezzo mit drei Figuren, das Körper-Geist-Problem.Die Geschichte und auch die Sprache sind sehr einfach und offen, der gesungene Text trägt mit Absicht kaum Information, um die Hauptlast von Interpretation und Atmosphäre der Musik und der Inszenierung zu überlassen.
Kristine Tornquist
-Du! sagt der Kopf zum Körper. Da steckt jemand in mir! Ich bin fertig! Uh! Und all diese inneren Verstrebungen!
-Hab« noch ein wenig Geduld! ermutigt der Körper den Kopf, bis ich auch so weit bin! Mit meinen Klauen und der verwundbaren Stelle! Au!
- Aber dann, dann wird sich schon eine Leiter finden!
- Ja, Kopf! Dann kann ich dich endlich auf meine Schultern nehmen!
Susanne Matsché
Das Leben, das sich selbst angeschaut hat, im eigenen Blick auseinandergedoppelt, als ein Schauendes, ein Angeschautes und ein Schauen, zerschnitten in unhaltbare Teile, die nicht existieren, und kaum gedacht werden können, mit einem Mal ortlos und zeitlos, in Blickrichtungen und Ansichten zerfallen und aufgelöst, beschäftigt nun alle seine Organe, wieder in den Zustand der geschlossenen Augen zurückzufinden oder den Blick von sich selbst abzuwenden. Erschöpfung im Sport und Schlaf in der Lust, Veränderung in der Wissenschaft, ein drittes, schwebendes Auge in der Religion, Erlösung in der Kunst. Die Kunst geht den radikalsten Weg. Da alles möglich ist, ist das die Wahrheit, wo man sich aufhält. Schlecht ausgerüstet, auf nichts als auf sich gestellt, unterwirft sie sich im vollen Risiko dem Sinn. Schaut und lässt schauen, webt ein festes Blickbündel von Ansicht zu Ansicht, das die imaginierten Distanzen heranziehen und überbrücken soll. Sie verlässt den Körper, um
wieder darin zu verschwinden, wie ein Atemzug.Und knüpft die Notwendigkeit des Da-Seins, um zu sehen (und zu hören und zu begreifen), und die des Gesehen- (Gehört- und Begriffen-) Seins, um dazusein, zusammen - der gezähmte Körper und der gebundene Geist. Und aus den Sinnen wird ein Sinn.
Kristine Tornquist