Wiener Zeitung, 27.03.2007, Rainer Elstner
Sieben Opern auf einen Streich
Man nehme: den Mann im Mond, einen Astronauten, eine Köchin, einen Briefträger und Galileo Galilei. Man nutze diese Figuren als Vorgabe und lege sie sieben Librettisten vor. Die so entstandenen Fünf-Personen-Einakter lasse man ruhen und von sieben Komponisten vertonen.
Nach diesem Rezept hat das sirene Operntheater in Kooperation mit dem Tiroler Landestheater bereits das zweite Mal einen Musiktheaterabend gebacken. Dargereicht wurde die würzige Mischung im Wiener Jugendstiltheater.
Den Kuchen machte die Regie von Kristine Tornquist. Sie stellte mit Bühnenbildnerin Julia Libiseller die sieben "Operellen" in eine überdimensionale Einbauküche, deren oberes Ende eine Mondlandschaft stilisierte. Die einzelnen Opernhäppchen mundeten nicht alle gleich.
Johanna Doderer vertonte Daniel Glattauers Internet-Chat kurzatmig und rhythmisch vertrackt. Dem entsprach eine ungeschickt fahrige Umsetzung auf der Bühne.
Zu den Rosinen des Abends zählte Barbara Frischmuths "Mirabellenkompott oder Mostbirnenmus", originell verfeinert von Ulrich Küchl. René Clemencic als einziger prae-postmoderner Komponist lieferte die musikalisch im positivsten Sinn altmodischste, kompositorisch stringenteste Arbeit, konzentriert umgesetzt von Leif Klinkhardt und dem Tiroler Ensemble für Neue Musik.
Librettist Günter Rupp steckte das vorgegebene Personal in eine gezwungen daherkommende Diskursoper. Komponist Jury Everhartz und die Regie wirkten ratlos, letztere steckte Galilei in einen Suppentopf. Als Köchin famos: Lysianne Tremblay.
Der Hauptgang war ohne Zweifel Antonio Fians "Tod auf dem Mond", originell vertont von Herwig Reiter – inklusive singender Gläser und Raumschiff-Enterprise-Sound: Dem Mann im Mond (Eleonore Bürcher) fehlen die Vokale. Er raubt sie einem Astronauten, der dafür sterben muss. Schließlich kann der Mann im Mond fehlerfrei, aber einsam singen: "so allein wie ich kann keiner sein".
Neben der darstellerisch herausragenden Mezzosopranistin Lysianne Tremblay sangen Jennifer Chamandy, Alexander Mayr und Andreas Mattersberger stimmsicher und in wechselnden Rollen.