Wiener Zeitung, 26.05.2009, Stephan Burianek
Die ehemalige Anker-Brotfabrik entwickelt sich zum Geheimtipp für Theaterfreunde. Derzeit wird dort an neun aufeinander folgenden Wochenenden ein spannender Opernzyklus uraufgeführt: Neun Komponisten vertonen verschiedene Kapitel des phantastischen Romans "Nachts unter einer steinernen Brücke" von Leo Perutz.
Als Auftakt diente eine kurzweilige Komposition von René Clemencic, die dessen Affinität zur Barockmusik nicht zuletzt aufgrund einer Countertenor-Rolle widerspiegelt. Bedrohlich tönende Blechbläser, sphärisch verträumte Streicher stimmen in der Ouvertüre auf eine Handlung ein, die zwischen harter Realität und sanften Träumen changiert. Es ist die Geschichte über Rabbi Löw, dessen magische Handlungen das Judentum bedrohen.
Die Regie von Kristine Tornquist (die auch das Libretto beisteuerte) spielt mit einem transparenten Schnürboden und mobiler Kulissen. In der Rolle der Esther, die eine verbotene Traumliebe zu Kaiser Rudolf II. eingeht, sorgte Romana Beutel am ersten Premierenabend gemeinsam mit Armin Gramer als Engel Asael für die stimmlichen Höhepunkte eines ansonsten bemühten Sängerensembles.
Hervorragend das von François-Pierre Descamps geleitete Orchester ensemble on_line. Als der imaginäre Vorhang fiel, wünschte sich so mancher Zuseher gleich eine Fortsetzung. Diese ist jedoch erst in ein paar Tagen zu sehen ...