Ö1 Kulturjournal - 25. August 2011, Astrid Schwarz
sirene Produktion "11 aus 1001"
Das sirene Operntheater ist seit 2002 ein Podium für neues Musiktheater - ein Projekt der Regisseurin Kristine Tornquist und des Komponisten Jury Everhartz. 17 Uraufführungsabende mit 31 Opern und Kurzopern haben sie bereits in Wien auf die Bühne gebracht. Heuer steht ein Kammeropernfestival auf dem Programm: alf laila wa laila, elf Uraufführungen aus 1001 Nacht.
Als wir angefangen haben, dieses Projekt zu planen, haben wir nur gedacht, wir müssen diesen Medienberichten von Dschihadisten etwas entgegensetzen - ein anderes Bild, ein positiveres Bild vom arabischen Raum, vom Orient - ohne in Klischees abzustürzen., sagt Regisseurin Kristine Tornquist.
Dem von Terror geprägtem Bild des Nahen Ostens in den Köpfen der Menschen etwas entgegen zu setzen war nur einer der Gründe: Zum einen wollte ich immer schon etwas mit Märchen und Oper machen, weil ich finde, dass das eine ähnliche Dramaturgie hat. Es ist eine sehr bildhafte Dramaturgie bei beiden nötig.
1001 Nacht heisst auf Arabisch alf laila wa laila, so auch der Titel der diesjährigen sirene-Produktion. 1001 Nacht ist ein Kompendium an morgenländischen Erzählungen - eine ziemliche Herausforderung für die Leser, was Kristine Tornquist selbst erlebt hat. Sie musste alle Geschichten lesen, um auswählen zu können - eine der Ausgaben hatte zehn Bände mit ganz dünnen Seiten.
Während der Arbeit habe ich es manchmal bereut, weil es einfach ein enorm großes Thema ist. Ich habe mehrere Übersetzungen vollständig gelesen und war dann schon ein bisschen überfordert von den vielen Geschichten. Die Geschichten haben zum Teil eine andere Dramaturgie als wir Westmenschen es erwarten.
Aus elf Märchen machte sie elf Libretti, die sie August vergangenen Jahres an ausgewählte Komponisten verschickte. Einige der Komponisten haben schon öfter für sirene-Produktionen gearbeitet, wie beispielsweise René Clemencic, François-Pierre Descamps oder auch Akos Banlaky und Paul Koutnik.
Neu dazugekommen sind für das Projekt alf laila wa laila - 11 aus 1001 sind Willi Spuller, Matthias Kranebitter, Oliver Weber und Robert M Wildling, mit denen Tornquist noch nicht zusammengearbeitet hatte. Manche der Opern sind nur 15 Minuten lang - wie Attars Tod von Willi Spuller -, andere dauern fast eine Stunde - wie Matthias Kranebitters Der Apfel aus Basra -, zwei der vier Opern, die am 25. August Premiere feiern.
2009 waren es neun Opern, 2011 sollten es elf Opern sein, so Tornquist. Zu kurz dürfen sie auch nicht werden - vor allem haben fast alle Komponisten überzogen - und so mussten wir das aufteilen.
Am Freitag, 25. August 2011, stehen die Premieren unter dem Motto Schicksal, gefolgt von Hoffnung am Freitag, dem 26. August 2011, und Glück am Samstag, dem 27. August 2011.
Ort des Geschehens ist die Expedithalle der ehemaligen Ankerbrot-Fabrik im 10. Bezirk in Wien. In dem ausladenden Raum mit gewölbter Decke steht ein kleines, grünes Podium in der Mitte für das Kammermusikensemble PHACE. Sesselreihen sind auf einer Tribüne aufgestellt. Es gibt eigentlich kein Bühnenbild, sondern nur Objekte, die von oben und den Seiten ins Bild kommen, kurz: eine sehr reduzierte Bühne. Es wird ein Spiel mit Schatten und Licht und tollen Kostümen, sagt die Regisseurin.
Der Mann, der für die musikalische Umsetzung verantwortlich ist, heißt François-Pierre Descamps, seines Zeichens Komponist und Dirigent aller elf Opern.
In unserem Projekt gibt es keine zwei Stücke, die stilistisch ähnlich sind., meint Descamps. Es gäbe elf Komponisten und elf unterschiedliche Stile. Nur drei Proben für eine Oper - viel Zeit hat François-Pierre Descamps nicht, um das Notenmaterial der elf Opern zu durchforsten und es mit den Musikerinnen des Ensembles PHACE zu perfektionieren. Man springt hinein ins kalte Wasser und versucht durchzukommen., sagt Descamps.
Auch Kristine Tornquist kennt das Zeitproblem: Üblicherweise wird für eine Stunde Musik drei Wochen geprobt. Die Sänger sind alle sehr tapfer und motiviert und deshalb werden wir's auch schaffen.