Wiener Zeitung - 24. August 2011, Fritz Trümpi
Expansion der Töne: Vom Studium in der Schweiz zum Soundtüftler in Österreich
Komponist Oliver Weber über seine Arbeit und eine neue Oper. Uraufführung beim Kammeroper-Festival "alf laila wa laila".
Wien. Es gab eine Zeit, da benötigte Oliver Weber mehrere Monate, um ein paar Takte Musik zu Papier zu bringen. Und prompt kassierte er einen Rüffel seines Professors. Auf Webers Rechtfertigungsversuch, es sei ihm leider nichts eingefallen, entgegnete ein erboster Rudolf Kelterborn: "Blödsinn - Einfälle kann man auch erzwingen!" Heute kann Weber über die Anekdote schmunzeln. Er komponiert inzwischen vor allem auf Auftrag, dementsprechend ist er es gewöhnt, unter Zeitdruck zu produzieren: "Einfälle lassen sich tatsächlich erzwingen, ich beherrsche das inzwischen recht gut."
Nach Lehrjahren in Basel zog es den gebürtigen Schweizer nach Wien, wo er sich bei Michael Jarrell fortbildete - die Stadt hat ihn seither nicht losgelassen. Und während des hiesigen Studiums hat er die Elektroakustik für sich entdeckt und operiert seither an der Schnittstelle zwischen elektronischer und instrumentaler Musik.
Dabei interessiert er sich vor allem für Verbindungen: "Die elektronischen Tools und instrumentalen Texturen aufzuspalten und miteinander zu verbinden ist eine komplexe Angelegenheit", sagt er. Aber als Tüftler liebt es Weber, mit Tönen zu modellieren und an Übergängen vom einen zum anderen Klangbereich zu feilen: "Das ist eine ganz andere Arbeit als auf dem Papier zu komponieren."
Stets bilden für Weber akustische Phänomene den Ausgangspunkt, sowohl bei elektronischen wie instrumentalen Werken. Vom streng seriellen, gleichsam durchmathematisierten Komponieren hat er noch nie viel gehalten - da fehlt ihm die innere Spannung.
Auch biografisch ist Weber nicht unbedingt ein Fan starrer Pläne. Obwohl: Einige Zukunftswünsche hat er schon, etwa vermehrt für großes Orchester komponieren zu können, auch der Einbezug von Film und Videos wäre ihm ein Anliegen.
Die Ausdehnung seiner Kompositionstätigkeit hat bereits begonnen: Wenn demnächst beim Festival "alf laila wa laila" (Tausend und eine Nacht) elf Kurzopern auf Basis der Orient-Erzählungen erklingen, wird auch eines der Werke von Weber stammen. "Noch vor ein paar Jahren hätte ich mir nie träumen lassen, irgendwann für Musiktheater zu komponieren. Heute finde ich das eines der spannendsten Genres!"
Nachzuhören bei Webers Opernpremiere am 27. August.