Oberösterreichisches Volksblatt - 07. November 2011, Renate Wagner
Papageno als Müllmann
„Vogel Herzog Idiot“— Theater an der Wien in der Kammeroper: Franzobel und Johanna Doderer schufen ein kleines Opernvergnügen.
Es war ein kleiner, feiner, lustiger und gelungener Abend, den das Theater an der Wien mit „Vogel Herzog Idiot“ in der Kammeroper herausbrachte. Die Idee zu den drei „Mini-Mono-Opern für Bassbariton und Kammerensemble“ geht auf den Sänger Rupert Bergmann zurück, der sich kühn in drei große Opernrollen träumte: Boris Godunow, Herzog Blaubart und Papageno.
Dafür entstanden nun drei Kammeropern, eine einstündige Uraufführung, die wie viel mehr wirkte: Dabei hatte sich die Vorarlberger Komponistin Johanna Doderer mit Franzobel zusammen getan, um eine Papageno-Paraphrase zu entwickeln. Da erscheint Bergmann als Müllmann, räsoniert in dickstem Vorstadt-Dialekt über tote Vögel — bis er sich in einer köstlichen Metamorphose in den Vogelmenschen Papageno verwandelt... Doderer hat „Papagenono. Eine Ausflucht“ mit eindrucksvollen Klängen unterlegt, allein man versteht nicht alles vom Text – der ist dafür im Programmheft nachzulesen und wird von Bergmann köstlich interpretiert. Davor ist er Boris, dann wird er in „Blaubarts“ des Ungarn Samu Gryllus aus einem „Pappkopf“ geboren...
Minimalistisch inszeniert von Kristine Tornquist, von fünf Kammermusikern unter der Leitung der russisch-israelische Dirigentin Anna Sushon prächtig realisiert, ein lohnendes kleines Opernvergnügen.