Wo liegt Mesopotamien?
„Doktor, bitte reservieren Sie mir eine Reise nach Mesopotamien. Ich muss fort.
Wie reservieren wir denn einen Platz nach Mesopotamien und für wann?
So schnell wie möglich, ich werde dort sein.“
In Ariane Mnouchkines Ephemères (2006) ist der Wunsch, nach Mesopotamien zu reisen, Ausdruck der geistigen Verwirrung der alten Madame Perle, die sich in die hängenden Gärten der Semiramis in Babylon und an den Palast des Nebukadnezar fortsehnt. Wo liegt Mesopotamien, gibt es dieses Land heute noch?
Spätestens als 2003 die amerikanischen Truppen während der Golfkriege in Babylon eine Militärbasis errichteten und dabei erheblichen Schaden in dem archäologisch sensiblen Gelände anrichteten, sind auch der entfernten europäischen Öffentlichkeit die sagenhaften Namen und Orte wieder ins Bewusstsein gerückt. Und bleiben von trauriger Aktualität, wenn etwa vor einigen Tagen die Nachricht von der Zerstörung der assyrischen Königsstadt Nimrud bei Mossul die Weltöffentlichkeit entsetzte.
Das Zweistromland im heutigen Irak, die Stadt Uruk, heute Warka genannt, jenes Schwemmland zwischen Euphrat und Tigris, der Zedernwald des Libanon, das Zagros-Gebirge, welches Mesopotamien vom Gebiet des heutigen Iran trennt, sind der Erzählraum des Gilgamesch-Epos. Eine geografisch präzise beschriebene Region, im Süden von der arabischen Wüste begrenzt, im Norden vom heutigen Syrien.