Eine Kooperation mit der Universität Wien zu ihrem Jubiläum
Die Universität Wien feiert im 2015 ihr 650. Gründungsjubiläum. Engagierter als vor 50 Jahren möchte sie ihre Türen öffnen und einen Blick auf die Gesellschaft werfen, zu deren Gestaltung die Wissenschaft Wesentliches beizutragen hat. Aus der Geschichte der Universität wissen wir, dass es Fragen der Grundlagenforschung sind, die zu bedeutenden und überraschenden Entwicklungen führten.
Die Griechen des 4. vorchristlichen Jahrhunderts entwickelten bereits Prinzipien, die - in der Neuzeit wiederentdeckt - zur Grundlage dauerhafter Friedensschlüsse und -organisationen geworden sind. Auf der Gleichberechtigung souveräner Staaten und dem Grundsatz der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten basierte bereits der Westfälische Friede. Immanuel Kant forderte 1795 in seiner Schrift Zum ewigen Frieden einen „Völkerbund“. Auf Kants Ideen wiederum beriefen sich im 20. Jahrhundert die Gründer des Völkerbunds und der Vereinten Nationen.
Der Wiener Friedensforscher Alfred Fried formulierte vor etwa 100 Jahren ein Unbehagen gegenüber dem „sentimentalen Pazifismus“ Suttnerscher Prägung, der zu stark an Moral und Gefühl appelliere und zu wenig auf Rationalität und Wissenschaft setze. Nach Überzeugung Frieds tendiert hingegen die geschichtliche Entwicklung zu einem Zustand der regulierten Gewalt, der die unregulierte Gewalt, die Anarchie, ablöse. Dies habe jedoch keinen ewigen Frieden zur Folge, weil Kriege zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung immer möglich sein würden.
Etwa 14.400 Kriege haben Historiker in der Geschichte der Menschheit beschrieben. Wir stellen uns mit dem Projekt Sisifos der Frage nach dem Ineinandergreifen von Gesetz und Wiederholung einerseits und Reflexion und Utopie andererseits und nehmen damit auch die Grundlagen der Wissenschaft und deren gesellschaftlicher Relevanz in den Blick.
Die Dichotomie von Verstehen und Verändern wirft Fragen auf. Die Universität Wien stellt diese Fragen bereits seit 1365 und wird dies wohl auch in Zukunft tun.