Etüde für Tonband (1952-1953)
Jean Barraqué komponierte seine Etüde für Tonband in dem von Pierre Schaeffer seit 1946 geleiteten Studio. Dieses Studio war Teil des Radio Nationale Française, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ab 1949 bekam er ein eigenes Budget, um ein Studio für Radio et d’Essais zu eröffnen. Sehr viele Komponisten, die für Tonband oder elektronische Musik schrieben, arbeiteten in diesem Studio: ausser Barraqué etwa Pierre Henry, Pierre Boulez oder Edgar Varèse (erste Version der Interpolations pour bande magnétique de Déserts) und viele andere.
Zwischen Pierre Schaeffer und den seriell arbeitenden Komponisten kam es oft zu Spannungen. Schaeffer warf ihnen vor, nur an ihre Noten zu denken - und - wie Boulez und Barraqué - Pfuscherei (bricolage) zu betreiben. Schaeffer, Boulez und Barraqué waren schwierige Persönlichkeiten und konnten sich oft nicht untereinander einigen, Schaeffer selbst wurde von vielen als eine Art Diktator und Guru erlebt und beschrieben.
Das Studio de Radio et d’Essai wurde 1958 zur Groupe de Recherche Musical (GRM), weiterhin Teil des Radio Nationale Française. 1975 wurde die GRM vom Institut National de l’Audiovisuel (INA) übernommen. Glücklicherweise wurden die Archive und die Magnetbänder trotz aller administrativen Wechsel und Neuübernahmen immer gepflegt und sind gut erhalten. Sie wurden mittlerweile digitalisiert und sind so in einem gutem Zustand. Die Mitarbeiter des Studios waren damals noch über lange Zeiträume beschäftigt, was eine kontinuierliche und kompetente Arbeit garantierte.