Augustin, 30.08.2020, Reinhold Schachner
Das sirene Operntheater «fabrikt» eine «Verbesserung der Welt»
Die ehemalige Atzgersdorfer Sargfabrik ist zur Zwickmühle geworden. Hingehen oder boykottieren? Die Stadt Wien hat an diesem Standort in Zusammenarbeit mit dem Bauunternehmen Soravia eine Gentrifizierungsmaschine angeworfen. Eine so gut geschmierte, dass Alisa Beck in dieser Zeitung (Nr. 493) Kulturarbeiter_innen sinngemäß nahelegt, wegen dieser Verhaberung dort nicht zu veranstalten.
Jedenfalls folgt das sirene Operntheater nicht der Empfehlung der ARGE-Räume-Aktivistin und bringt im F23.wir.fabriken, so der aktuelle und hölzern klingende Name der ehemaligen Sargfabrik, von Anfang September bis Mitte November ein vielversprechendes Kammeropernfestival in sieben Runden.
Nicht weniger als Die Verbesserung der Welt (Festivaltitel) wird dabei von sieben Komponist_innen und von sieben Autor_innen verhandelt. Der konkrete Auftrag lautete: eine Geschichte zu einem der sieben Werke der Barmherzigkeit in unserer Zeit anzusiedeln. Das letzte der barmherzigen Werke betrifft übrigens die «Ehrung der Verstorbenen», somit ist es aus künstlerischer Sicht schlüssig, in eine ehemalige Sargfabrik zu gehen. Politisch betrachtet bleibt die Situation jedoch verzwickt.