Brenner, Eva

Theatermacherin, Regisseurin und Gesprächspartnerin.

Eva Brenner (* 10. März 1953 in Wien) ist eine österreichische Theaterregisseurin, Produzentin, Kritikerin, Autorin und Theaterwissenschaftlerin. Sie hält Vorträge in Österreich, Deutschland, USA, Schweiz, Frankreich, Polen und Shanghai und publiziert in Österreich und den USA zu Themen von Theater, Kunst, Kultur sowie Kulturpolitik. Sie ist auch als Aktivistin tätig.

Nach dem Schulbesuch im Neusprachlichen Gymnasium in Wien Josefstadt studierte sie 1971–1975 Bühnenbild bei Lois Egg an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Abschluss mit Diplom und einer Arbeit zu Jean Genets Die Neger) sowie Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Daneben erste Theaterarbeiten am Dramatischen Zentrum Wien und Workshops wie Assistenz bei den Salzburger Festspielen, der Sommerakademie Salzburg und Academie des Acteurs, Nancy.

Es folgten längere Auslandsaufenthalte u. a. in der Schweiz, Deutschland, Italien, Frankreich, Polen, Israel, USA, China und Kroatien.

1975–1980 war sie Bühnenbildassistentin an deutschen und Schweizer Theatern, u. a. in Düsseldorf, Frankfurt, Freiburg und Basel. Dabei arbeitete sie mit Hans Hollmann, Erich Wonder, Karl Kneidl, Peter Palitzsch, Karlheinz Braun, Heiner Müller, Christof Nel, Frank-Patrick Steckel und Hans Neuenfels zusammen. 1978 war sie Stipendiatin beim Berliner Theatertreffen, dort Kontakt zur Arbeit des Polish Theatre Lab von Jerzy Grotowski, der ihre Theaterarbeit beeinflussen sollte und den Impuls für das Studium in New York gab.

Von 1980 bis 1994 lebte und arbeitete sie in New York, Studium an der New York University – Performing Arts und Performance Studies. Abschluss als M.A. und Ph.D. mit einer Arbeit über Heiner Müllers Stück Hamletmaschine bei Richard Schechner, Mitbegründer des Environmental Theatre und der Theateranthropologie. Theaterarbeit als Regisseurin und Ausstatterin sowie Workshops am Off- und Off-Off-Broadway, u. a. in den Labors von Public Theater, P.S. 122, Theater for the New City, Mabou Mines und Labor Theatre.

In dieser Zeit zivilgesellschaftliche und journalistische Aktivität in der Rainbow Bewegung, Reisen nach Kuba, Nicaragua und (Ost- und West-)Berlin. Sie ist Mitbegründerin des politischen Castillo Theatre in New York, für das sie internationale Vernetzungen herstellte. Dort war sie 2008–2019 wieder regelmäßig tätig, Performance Space New York als Mitglied des marxistischen Studienlehrgangs „International Class“ des East Side Institute for Short Term Psychotherapie, 2019–2020. 2008 erhielt sie den Otto Rene Castillo Preis for Working Class Culture des Castillo Theatre, der jährlich vergeben wird.

1994 kam ihr Film Der Schatten ist lang über Jura Soyfer bei DOR Film heraus.

Seit 1994 in Österreich, führte sie Regie für die Wiener Festwochen, WUK Performance, dietheater, Schauspielhaus Wien, Stadttheater Klagenfurt und Klagenfurter Ensemble. 1991 Gründung und künstlerische Leitung des Experimentaltheaters „Projekt Theater Wien-New York“, danach „Projekt Theater STUDIO“ mit Räumen im 7. Wiener Bezirk und ab 2004 FLEISCHEREI/FLEISCHEREI_mobil.[1] Jahresprojekte und Zyklen zu Texten von u. a. Samuel Beckett, Marlene Streeruwitz, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Ilana Shmueli, Bertolt Brecht, Elfriede Jelinek, Heiner Müller, Jura Soyfer, Maxim Gorki und Christa Wolf. Das Theater wurde 2020 umbenannt zu SPRUNG – community performance center und ist nun im historischen Institut Schmida lokalisiert, interkulturelle Performances finden in den Wiener Bezirken statt.

1998 Eröffnung des Labors für experimentelle Theater- und Performancekunst in Wien-Neubau durch die 1991 als Verein PROJEKT THEATER/Wien-New York[2] gegründete interdisziplinäre Truppe freier Theaterschaffender; Uraufführungen österreichischer Autorinnen (u. a. Marlene Streeruwitz, Elisabeth Reichart, Margit Hahn) und Bearbeitungen nicht-theatraler Texte Ingeborg Bachmanns, Hanna Kralls, Werner Schwabs, Else Lasker-Schülers. Jährlich wurden je zwei Hauptproduktionen, Workshops mit ausländischen Trainern, Special Events und Gastspiele produziert.

2002 Gründerin und seither künstlerische Leitung des interdisziplinären SCHIELE fest NÖ,[3] lokalisiert in Neulengbach, Niederösterreich, von 2007 bis 2009 in Tulln und St. Olten, Niederösterreich, seit 2015 wieder in Neulengbach und Maria Anzbach. Seit 2010 Kuratorium gemeinsam mit Leander Kaiser und Annemarie Klinger. Die Veranstaltungen stehen dabei unter einem jeweiligen Motto, 2021 „Eine andere Zukunft denken / Über Utopien und Dystopien“,[4][5] 2022 „Humanismus – Antihumanismus – Transhumanismus“.[6][7][8][9][10][11]

2010 – 2018 Vorträge und Workshops über interkulturelle Performance Arbeiten in Wien/Österreich bei diversen Konferenzen, u. a. Theatre in the Multicultural World (Haifa University, 2010), International Performance Studies (Theater Academy of Shanghai, China, 2015), PTW (Performing the World 2012/2014/2016/2018, New York) und PPLG (play, perform, learn & grow, Thessaloniki, 2018).

2013 veröffentlichte sie ihr Buch Anpassung oder Widerstand, freies Theater heute. Vom Verlust der Vielfalt bei Promedia, 2019 gab sie den Band DEN BRUCH WAGEN. Texte von und über Peter Kreisky[13] im Mandelbaum Verlag heraus.

Sie ist Mitglied der Redaktion des progressiven Monatsmagazin Volksstimme seit 2017 und dort für Kunst und Kultur zuständig. Seit 2012 nimmt sie aktiv an den Sommer Universitäten der Europäischen Linkspartei teil. Internationale Gastspiele, Publikationen, Workshops und Vorträge über politisches Theater, Performance, interkulturellen Austausch, experimentelle Performancestrukturen, Marxistische Ästhetik. Sie ist Associate Member des wissenschaftlich-künstlerischen Kollektivs des East Side Center in New York sowie des österreichischen Thinktanks der Europäischen Linkspartei, transform.at.

Eva Brenner lebt in Wien und Niederösterreich.

Eva Brenner