Gunda Hagmüller-Wieninger
© Gunda Hagmüller
Geigerin.
Mit acht Jahren erhielt sie ihren ersten Violinunterricht, schon bald konnte sie sich mit ihrem ebenfalls geigenden Vater im häuslichen Duettspiel üben. Von klein auf war sie mit Barockmusik umgeben - neben Bach oder Monteverdi waren auch Valentin Rathgeber, Johann Rosenmüller, Alessandro Grandi, G.B. Riccio u.v.m. in ihrer Kindheit bereits präsent. Der nächste Schritt führte sie an das Institut für Musikwissenschaft (Studium mit Auszeichung abgeschlossen). Die Praxis holte sie ein, als Susanne Scholz in Wien damit begann, Barockgeige in sogenannter »freier« oder »chin-off« Haltung zu lehren. Diese Art des Spielens zog sie sofort in ihren Bann, und so wagte sie sich auf die Reise in eine andere Welt mit völlig neuer Spieltechnik – in Bezug auf das Lagenspiel, aber noch viel mehr auf die Bogenführung. Neben dem Studium für Historische Violininstrumente bei Susanne Scholz und Dario Luisi (mit Auszeichnung abgeschlossen) bildete sie sich in Meisterkursen für Violine und Aufführungspraxis u.a. bei Sigiswald Kuijken, Jesper Christensen, Enrico Gatti, François Fernandez und William Christie weiter.
Eine wichtige Erfahrung mit Renaissance-Instrumenten machte sie im Rahmen der »Musica Freybergensis«: Hier wurden in einem einmaligen Projekt sämtliche Musikinstrumente von 1594 aus den luftigen Höhen der Begräbniskapelle im Freiberger Dom im Zuge einer Restaurierung abgenommen, genauestens vermessen und originalgetreu nachgebaut. Die Ergebnisse waren sowohl klanglich als auch spieltechnisch verblüffend und prägen noch heute ihren Zugang nicht nur zur Renaissance-, sondern auch zu früh- und hochbarocker Musik.
Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse haben Ehemann Florian Wieninger und Gunda Hagmüller das Instrumentarium des Ensembles dolce risonanza entsprechend adaptiert: Reine Darmbesaitung und Steckfroschbögen aus einheimischen Hölzern sind seitdem selbstverständlicher Bestandteil beim Spielen von Literatur der Renaissance bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Eine Geige nach dem Vorbild von Andrea und Girolamo Amati um 1600 mit kurzem Hals (gebaut von Hagen Schiffler) sowie eine Tenorviola nach Amati und eine rekonstruierte Bassbratsche (Martin Rainer) folgten, sodass nun ein komplettes Instrumentalconsort zur Verfügung steht, das den obertonreichen und »lieblichen Klang« – der in den Quellen so oft beschrieben wird – wunderbar unterstützt.
Intensives Quellenstudium, möglichst originalgetreues Instrumentarium sowie historische Spieltechniken sind sehr wichtig, verlangen aber auch ein hohes Maß an Flexibilität: Das Spektrum reicht von Renaissancemusik bis zur Klassik, wobei Gunda Hagmüller hier auf unterschiedliche Instrumente und Bögen für das jeweilige Repertoire zurückgreift, um den Klangidealen und unterschiedlichen technischen Anforderungen gerecht werden zu können. Die Haltung der Geige reicht von »auf der Brust« über »unter dem Schlüsselbein« bis zu »unter dem Kinn«. Die Bogenhaltung der österreichischen, deutschen und französischen Musik verlangt die Haltung mit dem Daumen unter dem Frosch bzw. auf den Haaren.