Michael Köhlmeier
Autor und Vorleser.
Michael Johannes Maria Köhlmeier ist ein österreichischer Schriftsteller. Er besuchte von 1963 bis 1970 das humanistische Gymnasium in Feldkirch, von 1970 bis 1976 studierte Michael Köhlmeier Politikwissenschaft und Germanistik in Marburg an der Lahn. 1976 schloss er das Studium mit dem ersten Staatsexamen und einer Arbeit über den Austrofaschismus ab. Von 1977 bis 1980 betrieb er ein Zweitstudium der Mathematik und Philosophie in Gießen.
Er wurde ab Anfang der 1970er Jahre mit Hörspielen im Österreichischen Rundfunk (Like Bob Dylan, Drei im Café spielen, Das Anhörungsverfahren) und mit kürzeren Prosatexten als Schriftsteller bekannt (erste Auszeichnung: Rauriser Förderungspreis für Literatur 1974). 1972 gründete er zusammen mit dem Musiker Reinhold Bilgeri das Duo Bilgeri & Köhlmeier. Mit dem Lied Oho Vorarlberg verzeichnete das Duo 1973 einen Erfolg in Österreich. Das Duo war sehr erfolgreich – pro Auftritt nahm jeder 30.000 Schilling ein.
Seit Anfang der 1980er Jahre ist ein umfangreiches Romanwerk entstanden, neben einer Vielzahl von kürzeren Texten und feuilletonistischen Beiträgen. Seine Romane sind zum Teil auch als Hörbücher erschienen, darunter Madalyn, gesprochen von Jürgen Uter, und Nachts um eins am Telefon, das von Köhlmeier selbst gesprochen wurde und sich auf der hr2-Hörbuchbestenliste platzierte.
Erfolgreich waren seine vom Radiosender Ö1 ausgestrahlten freien Nacherzählungen antiker Sagenstoffe und biblischer Geschichten, die später auch in CD-Editionen und als Bücher erschienen sind. Von 2007 an wurde auf BR-alpha die 80-teilige Sendereihe Mythen – Michael Köhlmeier erzählt Sagen des klassischen Altertums ausgestrahlt, in welcher er griechische Sagen frei nacherzählt. Ebenfalls 2007 wurde auf demselben Fernsehsender die 42 Folgen umfassende Serie Köhlmeiers Märchen mit freien Nacherzählungen bekannter, aber auch selten gedruckter Märchen gezeigt. Seiner Faszination für die geheimnisvolle Gattung der Märchen hat Köhlmeier ein Buch mit dem Titel "Von den Märchen: Eine lebenslange Liebe" gewidmet, das im Jahr 2018 erschienen ist. In einem Interview mit dem Haymon Verlag betont der Schriftsteller die Aktualität und Wichtigkeit der Märchen: "Ich glaube, ich bin ja der Überzeugung, dass im Kern von jeder guten Geschichte, jeder guten Geschichte, ob es ein Roman ist, ob es eine historische Geschichte ist – jede historische Geschichte wird uns aufbereitet, die Geschichte ist erst dann Geschichte, wenn sie erzählt wird – im Kern einer jeden Geschichte sitzt ein Märchen. Davon bin ich überzeugt."
Seine Werke wurden u. a. ins Englische, Französische, Griechische, Koreanische, Rumänische, Slowenische, Spanische und Türkische übersetzt.
Köhlmeier bezieht regelmäßig Stellung zu politischen Themen. So zeigte er im Jahr 2014 den damaligen FPÖ-Europaabgeordneten Andreas Mölzer wegen Verhetzung an. Im Jahr 2018 sorgte er für Schlagzeilen, als er im Parlament im Zuge eines Akts zum Gedenken an verfolgte Juden die regierende FPÖ heftig für ihren Umgang mit Antisemitismus angriff. Köhlmeier kritisierte die FPÖ, weil sie „nahezu im Wochenrhythmus naziverharmlosende oder antisemitische oder rassistische Meldungen“ abgebe und den Namen George Soros für Verschwörungstheorien und Klicks im Netz missbrauche. Mit der Aussage „Es hat auch damals schon Menschen gegeben, die sich damit brüsteten, Fluchtrouten geschlossen zu haben“ stellte Köhlmeier einen Bezug her zum Verhalten der europäischen Staaten und der USA angesichts der anschwellenden Flüchtlingsströme nach dem Anschluss Österreichs und der Konferenz von München. Köhlmeier richtete an die österreichische Zivilgesellschaft den Appell, Anti-Islamismus nicht mit Philosemitismus zu begründen. Während FPÖ und ÖVP erbost auf die Rede reagierten, bekam Köhlmeier Anerkennung von SPÖ und Grünen.
2019 erschien bei dtv der Roman An den Mauern des Paradieses von Martin Schneitewind, angeblich aus dem Französischen übersetzt von Raoul Schrott. Köhlmeier zufolge habe Schneitewinds Witwe ihm das Manuskript zur Veröffentlichung überlassen. Recherchen des NDR zeigen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der literarisch nie aufgefallene Martin Schneitewind je existiert hat, auch wenn in dem Buch 28 Seiten zu seiner Vita zu finden sind. Rezensoren werteten dies als zum Roman gehörendes Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit.
Michael Köhlmeier lebt als freier Schriftsteller in Hohenems und Wien. Das Leben in der Provinz habe er nie als Problem empfunden, erklärte er in einem Interview in den Salzburger Nachrichten auf die Feststellung, er arbeite abseits der großen literarischen Zentren: „Im Alter der Informationsüberflutung, im Jahrhundert der Massenkommunikation gibt es den Begriff der Provinz nicht mehr in der Form wie im 19. Jahrhundert. Wenn ich mir die Ringstraße anschauen will, fahre ich halt nach Wien.“