ff - Südtiroler Wochenmagazin 49, 29.11.1997
"Hirlanda" in Wien
Das spätbarocke Mysterienspiel aus Laas wird im Mai im Wiener Jesuitentheater als moderne Barockoper aufgeführt.
1791 wurde es in Laas gespielt, verschwand in der Versenkung und wurde von dem jungen Nachwuchsautor und Literaturfanatiker Toni Bernhart wieder ausgegraben.
Hirlanda, Königin der Bretagne, wird von ihrem Mann, König Artus, der in den Krieg zieht, schwanger zurückgelassen. Der englische König liegt im Sterben und kann nur durch das Baden im Blute eines ungetauften adeligen Kindes und durch das Essen des noch warmen und zitternden Herzens gerettet werden. Lucifer erfährt davon, findet Hirlanda, entführt das Kind. In letzter Sekunde wird es jedoch von einem Abt gerettet und aufgezogen. Artus glaubt sich von Hirlanda hintergangen und verurteilt sie zum Tode. Durch ein Gottesurteil jedoch taucht der junge Sohn auf und befreit Hirlanda.
Das geistliche Spiel soll am 14. Mai 1998 in der bis dahin restaurierten alten Universitätskirche in Wien zur Aufführung gelangen. Der Südtiroler Jesuit Hannes Benedetto Pircher, Promotor der Neuinszenierung, will damit die verschüttete Tradition des barocken Jesuitentheaters wieder aufleben lassen.
Das Ganze soll eine moderne Kirchenoper in der Tradition des alten Jesuitentheaters werden. Der aus Berlin stammende und in Wien wohnhafte Komponist Jury Everhartz wird zusammen mit der Regisseurin Kristine Tornquist das Projekt durchziehen. "Die Universitätskirche ist der beste Theatersaal für eine Barockoper", meint Pircher.
Bernhart bereitet indes eine Edition der Hirlanda vor. Einige Verlage seien bereits daran interessiert. Kuriosität am Rande: die Handschrift ist im Besitz der Volksbühne Laas. "Wir sind begeistert und werden uns das Ereignis in Wien sicher nicht entgehen lassen.", meint Juliane Stecher, Obfrau der Volksbühne Laas. Der ORF plant eine Fernsehaufzeichnung.