Das Tagebuch der Anne Frank
Im Tagebuch des jüdischen Mädchens Anne Frank, im Amsterdamer Versteck während der deutschen Besatzung bis zu ihrer Deportation geschrieben, sieht der 1915 in St. Petersburg geborene Komponist Grigori Frid ein Sinnbild für menschliches Leiden überhaupt.
Es sind Stimmungsbilder des jungen Mädchens, wobei die sich dramatisch zuspitzenden äußeren Geschehnisse fast im Hintergrund bleiben. Der Komponist interessiert sich für die subjektive Wahrnehmung, für das Individuum, weniger für die objektiven Umstände, die zur Katastrophe führen.
Durch diese Form des "Mit-Leidens" gewinnt er dem Text eine universelle Botschaft ab, die eine Ausdeutung des Stoffes durch Musik erst rechtfertigt: Hier soll nicht das Grauenhafte musikalisch unterlegt werden, sondern durch die Musik der humanitäre Aspekt in den Vordergrund gestellt werden.
Die Oper für eine Sängerin endet mit einer Szene, in der Anne aus dem Licht des Tages Hoffnung für ihr Leben zieht - eine vergebliche Hoffnung: Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nina Planggs Stimme erweckt sie für die Dauer einer Stunde wieder zum Leben.