Die Zeit, Thomas Mießgang, 06.02.2017
(...) Jakob Scheid, der auch einmal freier Mitarbeiter im Architekturbüro Coop Himmelb(l)au war und Bühnenbildner des sirene Operntheaters, kann mittlerweile auf ein beachtliches Arsenal an Klangautomaten zurückblicken, die, wie es in einem Text über den Künstler heißt, "mit hohem technischen Aufwand unbrauchbare, absurde oder missglückte Produkte beziehungsweise Effekte erzeugen".
Darunter auch ein Quintett aus Geigenmaschinen, die über eine Horchfunktion verfügen und unter dem Titel Fünf Monochorde zufällig erhaschte Töne speichern und nachzuspielen versuchen – was gelegentlich zu einer Art von Zufallsklang führt, an der John Cage seine Freude gehabt hätte.
Die Arbeiten von Jakob Scheid, die sich bei ständig wachsender Komplexität zu einem Lebensprojekt entwickeln, erinnern an die Klanginstallationen von Jean Tinguely und vielleicht auch ein wenig an die Intonarumori, die provokanten Lärminstrumente der Futuristen.
Doch bei Scheid, der sich als ein Künstler bezeichnet, der "eigentlich unmusikalisch" sei und die Klangproduktion deshalb an "die Apparate ausgelagert" habe, geht es nicht um Musik an sich, sondern um die Vorstellung von einer in die Zeit eingebetteten Skulptur: "Als bildender Künstler ist man den Musikern immer ein bisschen neidig, dass die Musik eine abstrakte Kunst ist, die sich aber überhaupt nicht dafür rechtfertigen muss."
Ein bildender Künstler hingegen sei immer gezwungen, zu erklären, warum er auf Gegenständliches verzichte und sich einem intuitiven Formenrausch hingebe. "Wenn eine Skulptur jedoch einen Klang macht", sagt Jakob Scheid und verleiht seiner Stimme Nachdruck, "dann ist die Nutzfrage schon beantwortet".