Österreichische Musikzeitschrift Nr. 64, 2009-01, Christina Meglitsch
GE- / ZER-DEHNTES VERGNÜGEN. Banlaky „Prinz, Held und Füchsin“
Wien, Jugendstiltheater (P.: 25.10.08). Ein Bücherberg, darauf ein Sofa, auf dem sich ein herrschaftlich gekleideter König fadisiert und die Augen vor der Gegenwart verschließt – unweit davon seine Königin, die Zeit totschlagend.
So präsentiert sich das erste Bild der Opera Buffa Prinz, Held und Füchsin von Akos Banlaky (Musik). Das Thronzimmer erscheint durch den genialen Einfall der Abgrenzung mit einer roten Kordel wie ein Schauraum in einem alten Schloss und lässt die Szene unantastbar, antiquiert erscheinen.
Neben diesem fast unerträglich konservativen Bild auf der einen Seite, durchbricht die emanzipierte Prinzessin, alias Füchsin, radikal alle märchenhaften Klischees. Sie ist es nämlich, die auf Abenteuerreise geht, und nicht, wie im märchenhaften Duktus üblich, der heldenhafte Prinz. Er reist ihr zwar nach, schickt aber im entscheidenden Moment den Helden vor, der letztendlich mit der Füchsin Moritz zeugt. Diesem wird im II. Akt die tragende Rolle zuteil.
Als Bühne fungierten zwei Drittel des längsseitigen Saales des Jugendstiltheaters, ein Setting, das aufgrund seiner gedehnten Weite einen ausgesprochen offenen Charakter hatte, zu offen – zumindest funktionierte es im Hinblick auf die akustischen Gegebenheiten des Theatersaals nicht.
Die Akteure, das Orchester und das in Längsreihen aufgefächerte Publikum waren zu weit voneinander entfernt, was bald den Wunsch nach größerer Kompaktheit in der Anlage aufkeimen ließ.
Stets im tonalen Charakter verhaftet, wartete die Musik anfangs mit vielen spannenden Überraschungen auf. Teilweise programmatisch den handelnden Personen oder Schauplätzen zugeordnet, erklangen unterschiedliche musikalische Stile unkompliziert aneinander gereiht: Jazziges folgte subtilen Cembalo-Continui, Weill-artige Songs wechselten mit spätromantischen Klängen.
Auffallend charakteristisch erklang auch die Kombination Schlagzeug und Akkordeon (mit dem vielseitigen Sascha Shevchenko), die programmatisch dem Lakaienpaar zugeordnet war, und besonders stimmungsvoll gelang auch das Duett zwischen Held und Füchsin „Die Nächte sind lang...“ im I. Akt.
Durch die extreme Länge des Librettos von Kristine Tornquist (obwohl dieses schon in einer gekürzten Fassung vorlag) wurden jedoch viele der musikalischen und dramaturgisch gewieften Ideen derart ausgereizt, dass Spannung und Atmosphäre stark zu leiden hatten.
Im II. Akt kam durch den energiegeladenen Auftritt von Moritz (Romana Beutel, die sich besonders gut in die Rolle des Teenagers einfinden konnte) und durch eine straffere Konzeption neuer Esprit in die Produktion. Das souveräne Ensemble unter Rossen Gergov verlieh dem Abend eine stabile Komponente, jedoch war das Happy End des Märchens nicht zuletzt aufgrund der extremen Länge der Oper für das Publikum stark eingetrübt.