Wiener Zeitung, 28. Oktober 2008, Daniel Wagner
Das Märchen von der Langeweile
Langweilig ist so ein königliches Dasein – zumindest, wenn es nach den bezaubernd formulierten Ideen der Grazer Librettistin Kristine Tornquist geht: Ein Märchenkönig (wortdeutlich und würdig: Rupert Bergmann), der jede Veränderung negiert, lebt neben seiner Königin (Ingrid Habermann mit schönem Timbre), die sich meist ihren Patiencekarten widmet.
Der Prinz (Alexander Mayr als geradliniger Stammhalter) kann die ersehnte Schwiegertochter auch nicht erringen, denn die (Spitzname:) Füchsin ist keineswegs ein adrettes Prinzesschen – pocht sie doch (impulsiv: Nina Maria Plangg) auf Gleichberechtigung. Nicht die anderen sollen um sie kämpfen, sie will vielmehr ihre eigenen Abenteuer erleben.
Geldgeiler Apparatschik
Zur Eroberung per Mittelsmann (für Nibelungenfans nichts Neues) engagiert der Prinz einen Berufshelden (Dieter Kschwendt-Michel), der sich spätestens bei Erkämpfung der Krone als geldgieriger Apparatschik entpuppt – und als verantwortungsloser Vater, der die schwangere Füchsin im wahrsten Sinne des Wortes in der Wüste stehen lässt.
Der Prinz taucht unter, die Füchsin will ihren Sohn im hohen Norden abschirmen. Der kleine Held (solide: Romana Beutel) sucht dennoch die weite Welt – und alles wird fast gut. Viele Ideen hat Tornquist in den poetischen Text gepackt. Beinah zu viele, denn bei all den Längen war nun im Jugendstiltheater von einer extra "gekürzten" Fassung wenig zu bemerken.
Nicht verwunderlich, wenn Komponist Akos Banlaky aus dem musikgeschichtlichen Vollen schöpfte. Nach Mahlers trauernder Solotrompete galoppierten bald Jazzklänge, bald Cembalo-Continui und Weill-Songs. Tonale Leitmotive sind geschickt gesetzt, große Höhepunkte fehlen allerdings.
Dank des subtil agierenden Ensembles unter Dirigent Rossen Gergov und der einfachen, mit infantilen Amüsements spielenden Regie (Stephan Bruckmeier) gab es doch ein Happy End: Niemand will mehr regieren.