Nachts unter der steinernen Brücke

Und wisse, daß alles, was auf Erden zu Worten geformt wird, seine Spuren in der anderen Welt hinterlässt.

Rabbi Löw rettet bei einem Besuch des Kaisers Rudolf II in der Judenstadt von Prag diesem das Leben, indem er einen Stein, der von einem Attentäter auf den Kaiser gestürzt wird, in ein Paar Tauben verwandelt. Damit hat er allerdings in das Gleichgewicht der Welt eingegriffen und die göttliche Ordnung gestört. Die Folgen wiegen schwer. Denn Rudolf sieht an diesem Tag die schöne Esther und verliebt sich. Nach vergeblicher Suche nach dem Mädchen erpresst Rudolf den Rabbi Löw: wenn ihm dieses schöne Mädchen nicht auf die Burg gebracht würde, werde er die ganze jüdische Gemeinde verfolgen und vertreiben.

Rabbi Löw weigert sich, Esther auszuliefern, denn sie ist die Ehefrau des Kaufmann Mordechai Meisl. Aber um Rudolf zu beschwichtigen, pflanzt der Rabbi einen Rosenstock und einen Rosmarinstrauch unter die steinerne Brücke, in denen sich die Seelen von Esther und Rudolf Nacht für Nacht vereinen sollen. Damit bringt er aber die Sünde in die Judenstadt, die mit einer Seuche bestraft wird, an der die Kinder sterben.

Als Rabbi Löw das durch die Geister der verstorbenen Kinder erfährt, reisst er schweren Herzens den Rosmarinstrauch aus und wirft ihn in die Moldau. In dieser Nacht endet die Seuche, stirbt die schöne Esther und der Kaiser erwacht mit einem Schrei. Der Engel Asael besucht den Rabbi, spricht mit ihm über die Macht der Worte und die Spuren in der Welt, die sie hinterlassen, und wirft ihm den Eingriff in die göttliche Balance vor.

Auf die Frage des Engels, warum sich die Menschen mit der Liebe beschwerten, die nur Unglück in die Welt brächte, erinnert Rabbi Löw den Engel an den Beginn der Zeit, als Engel und Menschentöchter einander liebten. Der Engel weint.

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Lieber Robert,
(...) für die Bühnenlösung des Rabbi Löw habe ich in Erwägung gezogen, dass er zwei Gefässe vor sich hat, eines mit Schlamm, eines mit Wasser. Im Lauf der Oper taucht er eine Hand in den Schlamm und wäscht sie danach wieder rein, taucht sie später wieder in den Schlamm, wäscht sie wieder.... Ich möchte keine falschen Assoziationen wachrufen. Falls diese Situation etwas bedeuten könnte, das mit meiner oben genannten Gedankenfolge nicht zusammenhängt und nicht in diesem ganz abstrakt gemeinten Sinn zu verstehen ist, würde ich diese Szene auf keinen Fall so umsetzen wollen. Kannst du mir deine Assoziationen dazu sagen? Ich wäre dir sehr dankbar....

Kristine Tornquist

Liebe Kristine,
das ist sicher ein zutreffendes Bild für Löws Situation, ein passendes und sogar ein poetisches. Statt Schlamm würde ich allerdings bröckelnde Erde nehmen, ist nicht so klischiert und doch hat es ja mit dem Golem, aber auch mit vergeblicher handgreiflicher und nicht nur spiritueller Liebesmüh zu tun. Ob etwa rabbinische oder jüdisch-rituelle Sachverhalte tangiert oder gar irritiert werden, kann ich nicht sagen, glaube aber nicht. Zur Not müsstest du noch einen Rabbiner fragen, etwa Eisenberg mit besten Grüßen von mir. Den Roman, also das wundersame Werden eines Romans aus einzelnen Erzählungen, kenne ich nicht nur, DIE NACHT UNTER DER STEINERNEN BRÜCKE gehört zu meinen Lieblingsromanen.

Robert Schindel

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Ich über mich: Ich bin Kom-Ponist, Zusammen-Steller von bereits in der Welt und in mir Vorhandenem.
Dieses bereits Vorhandene versuche ich auf meine Art in seinem Wesentlichen hörbar zu machen.

René Clemencic