Masrur
Musik. Oliver Weber | Partitur
Text. Kristine Tornquist | Libretto
Harun ar-Raschid, Kalif von Bagdad. Dan Chamandy
Dschafar al-Barmaki, sein Grosswesir. Andreas Jankowitsch
Masrur, Scharfrichter und Vertrauter des Kalifen. Jens Waldig
Glück kann auf dem Konto des Befindens eine wunderbare Erhebung sein, aber in seiner billigsten Form ebenso der blosse Ausgleich nach einem Unglück wie diese Geschichte illustriert. Masrurs Glück ist mit der Verzweiflung und Todesangst, die er davor auszustehen hat, teuer bezahlt. André Clot schreibt in seiner Biographie des Kalifen über eine Gesellschaft zwischen Raffinesse und Grausamkeit. Die Gewissensqualen wegen seines geköpften Freundes Dschafar, die wir im Libretto Harun ar-Raschid andichten, wird der historische Harun nicht gekannt haben. Von ihm wird erzählt, dass er seine Söhne an Sklaven das Köpfen mit dem Krummdolch üben liess. Dass ihm aber gelegentlich die Brust eng und die Welt zu klein wurde und er nachts nicht schlafen konnte, ist ein immer wiederkehrendes Motiv aus 1001 Nacht, daraus kann man möglicherweise auf einen Charakter zwischen manischen und auch melancholischen Phasen schliessen.
Auch Masrur, der Schwertträger der Rache und Vertraute des Kalifen Harun ar-Raschid ist eine der historischen Figuren in den Erzählungen. Als Begleiter bei den heimlichen Streifzügen des Kalifen durch das nächtliche Bagdad, als Anstifter, Helfer und auch als Opfer von Haruns boshaften Streichen, die er mit Geduld und Grossmut ertrug. Der historische Masrur war Eunuch und Sklave, der bereits bei Haruns Vater Mahdi bis zu dessen Tod in Diensten stand. Danach diente er Harun und später noch dessen Sohn, dem Kalifen Mamun. Seine unbedingte Loyalität erhielt ihn – im Gegensatz zu Dschafar al-Barmaki - so lange unversehrt in der gefährlichen Nähe der Macht. Viel mehr weiss man von ihm nicht. Man könnte ihn sich aber nach einem Gedicht aus 1001 Nacht so vorstellen: Seine Haut ist schwarz, von wunderbarem Schwarz, doch seine Taten sind weiss wie sein breites Lachen. Für das Libretto haben wir eine kurze Anekdote zu Beginn der langen Geschichten von Abul Hasan – die 327. Nacht in der Weill-Übersetzung von 1001 Nacht - verwendet.
Der Kalif Harun ar-Raschid kann nicht schlafen und ruft nach seinem Leibwächter Masrur, er solle ihn aufmuntern. Masrur schlägt verschiedene Lustbarkeiten vor, doch nichts kann den Kalifen begeistern, nicht ein Spaziergang, nicht der Besuch bei seinen Frauen oder ein Spiel mit seinen Sklaven. Seine Laune wird immer schlechter. Schliesslich ist Masrur am Ende mit seinen Ideen und schlägt dem Kalifen verzweifelt vor, ihm doch den Kopf abzuschlagen, wenn ihn das nur trösten könne. Kurz ist der Kalif in Versuchung, doch dann besinnt er sich.
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