Der Standard - 27./28. August 2011, Daniel Ender
Weitläufige Arabesken
Nicht weniger als zwölf neue Opern von elf Komponisten zeigt "sirene" in der alten Brotfabrik. Bis zum 9.9. sind die Stücke je viermal zu sehen.
Wien - Am ersten Abend des Festivals stand in der alten Brotfabrik eine Hitze im Raum. als würde dort noch gebacken. An den kommenden Tagen wird sich die Temperatur wohl etwas milder gestalten, obwohl sie für die Anregung der Fantasie kein Nachteil war.
Denn es sind lauter Geschichten aus 1001 Nacht, die das sirene Operntheater unter dem Titel "alf laila wa laila" in Form von neuen musiktheatralischen Miniaturen hier zeigt. Zwölf Erzählungen hat Kristine Tornquist zu operntauglichen Vorlagen verknappt, ohne auf wortreiche Arabesken zu verzichten.
Elf Komponisten haben diese Episoden rund um die Themen "Schicksal", "Hoffnung" und "Glück" vertont, und alle zwölf Miniopern bringt Tornquist in sparsamen Inszenierungen auf die weitläufige Spielfläche in der ehemaligen Expedithalle der Großbäckerei.
Im originellen, melodiösen Werk "Der Apfel aus Basra" von Matthias Kranebitter lässt sie augenzwinkernd nicht nur einen Apfel über den Boden rollen. sondern es folgt ihm auch eine Schlange. Ansonsten sind Turbane und Umhänge, Teppiche und andere einschlägige Requisiten allgegenwärtig.
Und auch manche der Komponisten haben offenbar Anspielungen an die Klangwelt des Orients gesucht: Paul Koutnik lässt in "Die Träume" zwei Sängerinnen zur inneren Stimme eines Schlafenden werden und langgezogene Kantilenen entfalten; Willi Spuller bietet in "Attars Tod" gleichfalls exotisches Kolorit.
Dieser Versuchung ist Robert M Wildling in "Die Toten" nicht erlegen und hat stattdessen einen leichtfüssigen Mix aus munteren, flirrenden Läufen, Walzer und Ragtime geliefert. Beim beherzten Ensemble PHACE unter der Leitung von François-Pierre Descamps und den Sängerinnen und Sängern, die teils herkulische Leistungen vollbringen, ist all dies gut aufgehoben.
Nach dem Festivalauftakt am vergangenen Donnerstag folgten weitere zwei Tage mit den übrigen Werken, zu denen unter anderem Kurzopern von Kurt Schwertsik, Lukas Haselböck, René Clemencic und Jury Everhartz gehören.
Dann kehren bis zum 9.9. zwischen Reden, Konzerten und Werken aus der bildenden Kunst alle Kompositionen in drei weiteren Aufführungen wieder - so wie jene zwei Turban-Träger, die als Pausenclowns über die Bühne fegen.