Der Standard - 10. November 2011, Stefan Ender
Wien - Ein flotter Dreier? Jedenfalls ein nicht uninteressantes einstündiges Mit- bzw. Nacheinander von drei "Mini-Mono-Opern" dreier Komponisten. Klammer eins: Die Miniopern sind sämtlich von anderen Opern inspiriert. Klammer zwei: Es sind alles Auftragswerke des Theaters an der Wien. Klammer drei: ist Rupert Bergmann.
Als Sänger von limitierter Fähigkeit, als Performer äußerst intensiv, gibt Bergmann zuerst in Heute Abend Boris Godunow die Figur des Opernsängers Bergmann - eine Zicke, die sich nicht entscheiden kann, welche Partie sie denn nun singen soll, und es schließlich ganz lässt (Libretto: Kristine Tornquist; Musik: Karmella Tsepolenko). In Blaubarts (Libretto: Zoltán András Bán; Musik: Samu Gryllus) erlebt Bergmann die (Kopf-)Geburt des Ichs auch als eine des Wortes.
Und in Papagenono. Eine Ausflucht wird Bergmann zum Hausmeister-Vogelfänger, der sich aus den Federn toter Vögel ein letztes Mal ein Kostüm fürs fröhliche Papageno-Glück zusammenbastelt (Libretto: Franzobel; Musik: Johanna Doderer). Die partiell fesselnden, heterogenen Musiken erfüllt ein fünfköpfiges Miniorchester unter der Leitung von Anna Sushon überzeugend mit emotionalem Leben; Kristine Tornquists Inszenierung bietet konventionelles Komödientheater und beweist Köpfchen.
Wegen eines Wasserschadens musste das Theater an der Wien mit dieser Kleinproduktion in die Kammeroper ausweichen - Vogel Herzog Idiot sollte ursprünglich im Souterrain des Hauses, in der sogenannten "Hölle", gezeigt werden. Gut möglich aber, dass dieses überraschende Gastspiel den Beginn einer längeren Zusammenarbeit der beiden Opernveranstalter darstellen wird: Für die durch die Streichung der Bundessubventionen in finanzielle Turbulenzen geratene Wiener Kammeroper wird vom Wiener Kulturstadtrat ein Kooperationskonzept erarbeitet, das in nächster Zeit präsentiert werden soll.