Der Standard, 21. September 2012, hein
Musiktheater von üppig bis experimentell
In der Ankerbrotfabrik zeigen 13 Wiener Musiktheatermacher Freitag und Samstag unter dem Titel "13" Ausschnitte, Rückblicke und Ausblicke auf ihr Schaffen.
Eine alte Weisheit besagt, dass die Oper erst vorbei ist, wenn die dicke Frau gesungen hat. Das entspricht jedoch nicht immer den Tatsachen. Auch in Donnas Traum, einer Produktion des Neuen Wiener MusikTheaters, singt eine dicke Frau - und doch handelt es sich hierbei nicht um eine Oper. Das Musiktheaterstück erzählt davon, wie die massiv übergewichtige Donna aus ihrer Körperfülle eine Leistung machen will: Sie will sich zur dicksten Frau der Welt fressen. Ihre Qualen auf dem Weg dahin und ihre leidenschaftlichen Oden an das Essen kleidet sie - dramaturgisch absolut stimmig - in üppige opernhafte Gesangsdarbietungen.
In Ausschnitten wieder zu sehen sein wird das Stück, das bereits im März Premiere hatte, heute, Freitag, in der Ankerbrotfabrik. Dort zeigen 13 Wiener Musiktheatermacher Freitag und Samstag unter dem Titel 13 Ausschnitte, Rückblicke und Ausblicke auf ihr Schaffen. Bereits im Herbst des letzten Jahres schlossen sich die freien Produzenten, alle irgendwo zwischen Musiktheater, Oper oder szenischem Konzert aktiv, zu einem offenen Netzwerk zusammen. Nun zeigen sie, was unter dem Label Musiktheater alles Platz hat.
In den zahlreichen Kostproben gibt es Stücke wie Thomas Desis Das Budapest Verhör, in dem ein Orchester für die mit der Handlung verwobene Musik zuständig ist. Die freie Oper Unterwegs präsentiert zwei Arbeiten: In Flaschenpost interpretiert Franziska Sörensen die experimentelle Partitur für Solostimme von Georges Aperghis. Der Jäger Gracchus ist inspiriert von Franz Kafkas Fragment gebliebener Erzählung, die Tonzuspielungen stammen hier von der Komponistin Olga Neuwirth.
Neben über einem Dutzend weiterer Musiktheater-Häppchen von Salon5, PHACE oder der Wiener Taschenoper gibt es heute, Freitag, zudem noch die Buchpräsentation von Fragen an das Musiktheater.