Der Neue Merker - 04.01.2013, Hans Peter Nowak

MarieLuise

Eine Oper mit einem Kammerorchester (Das Rote Orchester) mit 12 Spielern, aber ohne Geigen (nur 4 tiefe Streicher). Die 2 Bassklarinetten, die auch die siamesischen Zwillinge symbolisieren sollen, dominieren und übertönen manchmal den schönen Gesang.

Immerhin ist die Akustik in dem geschlossenen Betonbau Kabelwerk kompakter als in der sonst bespielten Ankerbrothalle. Wenn man aber kürzlich die herrliche Akustik in dem holzverkleideten MuTh-Bau im Augarten gehört hat, möchte man meinen, die sirene sollte sich dort einmal um Aufführungen bemühen.

Das ernste Thema - immerhin stirbt ein Zwilling bei der Trennung - wird auf weite Strecken (zum Thema Parteien, Zeitungs-Boulevard und Ärzte-Konsilium) kabarettistisch, aber stets gut gesungen behandelt.

Was mich an der Regie gestört hat: Anfänglich sind die Schwestern verbunden, später oft meterweit auseinander. Aber jetzt die Positiva: die Autorin Kristine Tornquist führt auch Regie, der Komponist Gernot Schedlberger, der nicht das erste Mal mit der sirene arbeitet, ist auch der Dirigent, die originelle Bühne stammt von Andrea Költringer, die Kostüme von Markus Kuscher.

Die einzige Sprechrolle, die des Mathematikprofessors Dr. Z. wird von Klaus Rohrmoser gegeben. Die wichtigsten und stücktragenden Rollen sind die Schwestern Marie (Iwona Sakowicz) und Luise (Salina Aleksandrova). Sie erfüllen die Vorgaben der schweren Rollen bestens und ihr Gesang klingt einfach gut, mit kaum merkbarem Akzent. Gerhard Hafner ist Countertenor und als Friseur im Parteiauftrag sowie als Reporter eingesetzt. Lisa Rombach ist Reporterin und dann wieder Operationsschwester Dolores, Richard Klein, Johannes Schwendinger, Johann Leutgeb und Günther Strahlegger zuerst Exponenten zweier Parteien (der Gelben und der Violetten) und dann streitende Ärzte vor und bei der Trennungsoperation.

Am kurzen Schluss wird es wieder ernst und die überlebende Luise meint, sie sei Marie. Da wird man wieder sehr nachdenklich.

Zur Einstimmung auf den fast zweistündigen Opernabend gab es abendlich wechselnde Lesungen (an meinem Abend aus "Die böhmischen Schwestern" von Hermann Kinder) und eine Führung durch die ausgestellten Bilder von Martina Pippal.

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