Kleine Zeitung, 27. Juli 2017, Uschi Loigge, Katrin Fischer
In gewisser Weise muss Kristine Tornquist beweisen, dass es doch möglich ist, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Zwar nicht gleichzeitig, aber ihre Inszenierung von „Hemma – Weibspassion“ muss im einen sowie im anderen Kirchenraum funktionieren. Der Anlass: Bruno Strobls für den Carinthischen Sommer komponierte Kirchenoper nach einem Libretto von Franzobel wird nach der Uraufführung in der barocken Stiftskirche Ossiach zweimal in der Basilika Maria Loreto in St. Andrä im Lavanttal gezeigt.
Stichwort Uraufführungen: Denen kann die gelernte Bildhauerin viel abgewinnen. „Da kann man demütig sein vor dem Neuen“, sagt sie und sieht sich gerne als „Geburtshelferin, die ein Baby gesund und munter auf die Bühne stellt, ohne es zu beschädigen“. Bespielt werden Gänge, Kanzel und Balkon, eine kleine Bühne wird als „Burg“ dienen. Da eine Kirche auf den Altar hingebaut ist, wird sie zum Altar hin inszenieren. „Als Symbol für den Glauben werden wir aber nicht den Altar, sondern einen Mond beleuchten“, kündigt sie an.
Neuland ist der Carinthische Sommer für die in Wien lebende Tornquist jedoch nicht. Bereits im Vorjahr durfte sie als Kuratorin das Format „CS unterwegs“ betreuen: Fünf Blechbläser und eine Schlagzeugerin folgten der Route Villach – St. Veit – Klagenfurt entlang der Eisenbahnlinie, um mit adaptierter Volksmusik aufzuwarten.
Abseits des Kärntner Musik- und Kulturfestivals ist Tornquist vielseitig unterwegs: bildende Kunst, Theater, Texten und das Gründen der eigenen kreativen Stätte des Schaffens.
An ihrer Seite wirkt der Berliner Komponist, Dirigent und Produzent Jury Everhartz. Seit 1998 hat das Duo seine Basis in Wien und produziert unter dem Namen „sirene Operntheater“ an wechselnden Spielorten Musiktheater.
Wenn es um die heutige Uraufführung von „Hemma – Eine Weibspassion“ geht, darf Kristine Tornquist zuversichtlich bleiben. Die Votivkerze aus Gurk, die das Team zu Probenbeginn im Stadttheater Klagenfurt (Kooperationspartner) anzündete, um den Beistand der heiligen Hemma zu erbitten, ist jedenfalls genau richtig abgebrannt.