Der Durst der Hyäne
Mamadou und Rosine, ein Kleinbauernpaar in der Provinz Kivu im Kongo, sind verzweifelt. Ihr größter Besitz, eine Kuh, ist verendet. Sie hat Wasser vom Fluss getrunken, der von einer Minengesellschaft als Schwemmwasser genutzt wird und vom Klärschlamm gelb und vergiftet ist. Der fatalistische Mamadou legt sein tragisches Schicksal in Gottes Hand, aber Rosine will um ihr Recht kämpfen.
Eine Intervention bei der Mine ist vergeblich. Boniface, der zuständige Manager, lässt die schreiende Bäuerin von der Miliz wegjagen. Wie überall anderswo auch hat der Reiche für Armut kein Verständnis. Er gehört zur Oberschicht im Kongo, orientiert sich an westlichen Idealen und ist es leid, dass in seinem Land die Fortschritte und Segnungen des 21. Jahrhunderts noch immer nicht angekommen sind.
Rosines letzte Hoffnung ist der Zauberer Mbumba, der ihnen die tote Kuh wiedergeben und das Wasser sauber machen soll. Mbumba verlangt für den Zauber drei Tage Zeit und als Honorar vier Hühner. Schweren Herzens lassen die Bauern ihre letzten Hühner bei ihm und kehren ärmer als zuvor nach Hause zurück. Der Zauberer macht sich an die Arbeit - auf ganz moderne Art und Weise.
Mamadou macht Rosine Vorwürfe, aber sie hofft auf das Wunder. Sie gehen jeden Tag zum Fluss, um zu schauen, ob er schon sauber ist.
Für Boniface hat seine Frau Divine einen Rindereintopf gekocht, nach einem neuen Rezept so scharf und würzig wie er es mag. Während er isst, redet Boniface über sein Lieblingsthema, die Gewinnmaximierung unter Umgehung der Steuern und Gesetze. Doch mit einem Mal hält er inne und verlangt zu trinken, das Essen hat ihn durstig gemacht. Divine ist beleidigt, als aber Boniface immer weiter trinkt, ohne den Durst, den die Speise geweckt hat, stillen zu können, ruft sie den Arzt.
Der Arzt ist ratlos, von einer solchen Krankheit hat er noch nie gehört. Er empfiehlt den Besuch bei einem Heiler. So besucht auch die elegante Divine den Magier Mbumba in seiner Hütte. Wieder befragt er eindrucksvoll seine Requisiten und setzt den Preis auf eine Kuh und vier Hühner fest. Divine ist erleichtert, dass es so billig ist, sie bezahlt mit viel Trinkgeld und erhält vom Zauberer im Gegenzug einen Becher, mit dem der Kranke täglich Wasser aus dem Fluss schöpfen und trinken soll.
Divine bringt Boniface, der inzwischen aus der Badewanne schlürft wie ein Tier, die gute Nachricht. Doch Boniface ist enttäuscht. Das Wasser des Flusses kann man unmöglich trinken, es ist vom Klärschlamm vergiftet. Divine fragt, was man denn dagegen tun könne. Boniface gurgelt, nur eine Kläranlage könne da helfen, aber es sei viel zu teuer, sie einzuschalten. Daraufhin zwingt Divine, die nicht fassen kann, dass ihrem Mann der Profit wichtiger ist als das eigene Leben, Boniface zu einem Anruf in der Mine. Die Kläranlage wird eingeschaltet.
Sein Durst verschwindet bald darauf - das Kraut, das Divine unwissend bei Mbumba am Markt gekauft hatte, wirkt nur einen Tag lang - von selbst.
Als Rosine und Mamadou sehen, dass der Fluss sauber geworden ist, besuchen sie Mbumba, um ihre Kuh abzuholen. Der Zauberer klagt, den Fluss zu reinigen sei mehr Arbeit gewesen als gedacht. Zwar gibt er ihnen die Hühner zurück, verlangt aber nun eine Kuh als Lohn. Wie gewonnen so zerronnen!
Mamadou ist verzweifelt, doch Rosine gibt nicht auf. Sie erklärt sich zwar einverstanden, das geforderte Honorar zu bezahlen, verlangt aber, dass ihre verendete Kuh genauso wieder zurückgezaubert werden müsse, wie sie war: hoch trächtig. Das inzwischen geborene Kalb könne Mbumba behalten, die Kuh stehe aber ihr zu. Der Zauberer kann sich dieser Logik nicht entziehen, und so kehren die Bauern mit einer Kuh und ihren Hühnern heim.
Der Pessimist Mamadou muss zugeben, dass Rosine mit ihrem tatkräftigen Optimismus recht hatte.
Kristine Tornquist, Sommer 2020