Dziennek Teatralny, 15.10.2020, Maria Krawczyk (deutsch)
Erneuerung der Welt durch Kunst: „Der Durst der Hyäne“
Regie: Kristine Tornquist - sirene Operntheater in Wien
Wien wird vor allem mit Klassizismus in Verbindung gebracht. Und das ist zweifellos nicht falsch. Neben den klassizistischen, reich verzierten Mietshäusern findet man allerdings auch das von Hundertwasser entworfene und spürt, dass die Hauptstadt des Klassizismus noch viel mehr zu bieten hat als nur historische Baukunst. Auf der Suche nach einem neuen Namen in der Wiener Opernszene besuchte ich eine der Uraufführungen von „Der Durst der Hyäne“ der Komponistin Julia Purgina und der Librettistin Kristine Tornquist. Die Aufführung fand im Rahmen des Festivals „Die Verbesserung der Welt“ statt und wurde veranstaltet vom sirene Operntheater. Auf dem Programm standen sieben Kammeropern-Premieren.
Es kommt vor, dass der Ort und der Moment, wo wir die Möglichkeit haben, der Kunst zu begegnen, uns helfen, das einzigartige Wesen eines bestimmten Werkes zu verstehen und die Intention der Autoren noch besser zu begreifen. Das Kulturzentrum „F23“, wo das Festival spielte, ist eine ehemalige Sargfabrik. Es lässt sich nicht leugnen, dass dieser Umstand die Fantasie anregt, aber auch viele Fragen aufwirft. Es war ein Raum, der für pathetische, manchmal aufgeblasene Kunst reserviert war, und für diejenigen, die es wollen, Authentizität und einen neuen Blick auf gesellschaftliche Probleme bringt. Ist das ein Schritt zur Verbesserung der Welt?
Die Oper spielt im Kongo, wo wir ein Ehepaar, Rosine und Mamadou, treffen, das gerade seine Kuh verloren hat. Es stellt sich heraus, dass die Kuh gestorben war, weil sie Wasser aus dem Fluss getrunken hat, in den die Kobaltmine Abwasser leitet. Und hier entbrennt der Streit um die Begleichung der Rechnung zwischen den Bauern und dem Besitzer der Mine. Übernatürliche Kräfte müssen ins Spiel kommen. Rosine bittet einen Zauberer um Hilfe, der verspricht, den Fluss zu reinigen und die Kuh wieder zum Leben zu erwecken. Den Besitzer der Mine, der aufgrund von Macht und Geld zu einer „Hyäne“ geworden ist und sich nicht um den Schaden der anderen kümmert, verflucht der Schamane mit dem ständigen Bedürfnis, Wasser zu trinken. Sein Wunsch nach Reichtum und Macht verschwindet in dem Moment, in dem das Ursprünglichste und Menschlichste – „Durst“ – entsteht.
Die Komponistin Julia Purgina illustriert mithilfe einer farbigen Instrumentierung den Hintergrund der Handlung. In ihrer Vision ist Afrika in erster Linie bestimmt von einem Rhythmus, der sich beispielsweise in der Natur, im Tanz ausdrückt. Wenn jemand oder etwas die Regelmäßigkeit der Natur stört, führt das zum Zerfall der Ordnung der Welt. Tag und Nacht bestimmen maßgeblich, was passieren kann, was wir hören und welche Gedanken uns in der Welt der Wildtiere begleiten. Die Komponistin verwendet in ihrer Partitur ein reichhaltiges Schlagzeug. Interessanterweise gab es auch Instrumente dabei, die so etwas normalerweise nicht sind, z. B. die Bassflöte. Dieser innovative, auf die Suche nach interessanten Klängen für einzelne Instrumente fokussierte Ansatz führte zu einem sehr interessanten Ergebnis.
Der Künstlerin gelang es, ihr Publikum in eine Art Trance zu versetzen und eine farbenfrohe, mystische Atmosphäre zu erzeugen, die den Betrachter in eine ferne Welt entführte. Julia Purgina hatte dafür großartige Sänger: Caroline Modiba, Bibiana Nwobilo, Antoin Herrera-López Kessel, Tye Maurice Thomas. Owen Metsileng eroberte mit seiner Stimme, seiner Mimik und seinem Schauspiel die Herzen des Publikums und verzauberte mit seiner Rolle als Schamane. Leider lässt sich nicht leugnen, dass die Sängerpartien etwas interessanter, lebendiger hätten geschrieben werden können. Zweifellos singen alle Künstler, die an der Aufführung teilgenommen haben, auf Weltklasseniveau – das hätte mehr sein können.
Die in der Oper „Der Durst der Hyäne“ dargestellte Welt ist ein Dschungel, in dem nicht die wilden Tiere gefährlich sind, sondern der Mensch. Er ist es, der für andere und sich selbst Zerstörung bedeutet.