Alice. Eine phantastische Revue – zu sehen im Odeon Theater
Noch bis zum 31. Dezember ist Alice. Eine phantastische Revue im Odeon Theater zu sehen. Sie zeigt charakteristische Szenen aus Lewis Carrolls Alice’s Adventures in Wonderland und Through the Looking-Glass, and What Alice Found There für ein Ensemble aus 27 Instrumentalisten, sieben Solisten und die fabelhafte Truppe des Serapions Theaters, das gemeinsam mit dem sirene Operntheater diese große Uraufführung von Kurt Schwertsik (Musik) und Kristine Tornquist (Libretto) auf die Bühne bringt.
Auf Einladung durfte ich bei der beeindruckenden Generalprobe dabei sein. Es war schön, meine Freundin, die aus Kalifornien stammende Mezzosopranistin Solmaaz Adeli mit ihrem großartigen, drei Oktaven umfassenden Stimmumfang, wieder zu sehen und zu hören.
Der Kampf im Wunderland dreht sich um Schicklichkeit, die Waffe ist das Wort. Die berühmte blaue Raupe, die Herzkönigin, der zeitlose Hutmacher, die geschwätzigen Blumen und andere erstaunliche Figuren reissen im Wortwechsel mit Alice stets die Deutungshoheit an sich. Ihre Logik deckt sich zwar nicht mit dem Hausverstand, und sie haben auch nicht recht, dafür aber das Sagen und damit die Macht, Alice den wunderlichsten Benimmregeln zu unterwerfen – Benimmregeln wie im viktorianischen England, unter denen der Mathematiker Charles Lutwidge Dodgson alias Lewis Carroll zeitlebens litt. Doch über diesen gesellschaftskritischen Aspekt hinaus sind seine beiden Alice-Bücher das Werk eines begnadeten Spielers, der mit Logik und Unlogik jongliert und daraus den tiefsten Widersinn und das höchste Vergnügen destilliert.