Zur Musik
ein paar sätze zu meiner musik zum musiktheater "die puppe":
bei der auseinandersetzung mit dem thema puppen und der suche nach der passenden musik für dieses musiktheater-projekt haben mich drei musikalische richtungen besonders inspiriert, einerseits die musik der zeit als käthe kruse ihre puppen entwickelte, nämlich die spätromantik und dabei haben mich insbesonders die harmonischen verbindungen der terzverwandschaften angeregt.
die anziehungskraft der musik der spätromantik ging soweit, dass ich sogar ein paar takte eines sehr berühmten sehr spätromantischen stücks in meine komposition eingebaut habe, und andererseits die sehr perkussive musik des traditionellen, japanischen puppentheaters bunraku, deren merkmale neben dem typischen instrumentarium starke akzente, glissandi und accelerandi und extrem artifizielle stimmbehandlung sind.
und drittens, videogame - musik und ihre bauart. die musik von computerspielen ist im wesentlichen eine aneinanderreihung von verschiedenen loopblöcken, deren layer, unterschiedlich zu- und weggeschaltet werden, musik ohne musikalische entwicklung, nur ist-zustände, die sich ablösen.
ausserdem konnte ich meine affinität zur popularmusik und ihre typischen klanglichen merkmale wie drums, synthesizer und effektgeräte zur manipulation von audiosignalen, in diesem fall der stimme, auch nicht ganz verbergen. und dann habe ich auch noch morton feldman ́s musik mit ihren sich wiederholenden mustern, die aber doch nie ganz gleich sind und klängen, die für sich stehen und keine richtung haben gehört.
am ende ist eine wenig emotionale, ziemlich verspätet romantische, rhythmisch geprägte, von popularmusik durchdrungene musik entstanden.
Christof Dienz
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Von den unbelebten und oft unheimlichen Begleitern der Menschen und deren Ur-Sehnsucht, ihnen Leben einzuhauchen, handelt "Die Puppe", eine neue Musiktheaterproduktion, die das sirene Operntheater gemeinsam mit den Schauspieler-innen und Schauspielern des Serapions Ensembles und dem Instrumentalensemble PHACE auf die Bühne bringt. Die Musik steuert der Tiroler Fagottist, Zitherspieler und Komponist Christof Dienz bei. Dienz, 1968 in Innsbruck geboren, war als junger Musikstudent im Gründungsteam des Wiener Clubs "Flex" und Veranstalter genreübergreifender Konzerte, ehe er Anfang der 90er-Jahre "Die Knödel" gründete - eines der ersten Ensembles, die eine Brücke von der alpinen Volksmusik zu Jazz und anderen Genres schlugen und damit international Furore machten. Wie es 2018 nach 17 Jahren zur Wiedervereinigung kam, wie er der Jazz- und Elektronikszene die Zither schmackhaft gemacht und warum er Angst vor Puppen hat, erzählt Christof Dienz im Intermezzo.